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Die Auslandstour des Porsche Club Köln führte im Jahre 2009 nach Bayern. Ausland? Nun ja, ein Anruf im Adenauerhaus hätte ergeben, dass unser legendärer Altkanzler das so bestätigt hätte; schließlich begann Russland aus seiner Sicht in etwa nach dem Überqueren der Rheinbrücken. Wir sehen das natürlich anders. Ausland lassen wir jedoch daher gelten, weil wir unsere erste Nacht auf der Tour im österreichischen Hochburg Ach verbracht haben und Österreich ziemlich häufig auf dem Tourplan stand.

Die Tour wurde mit viel Vorschußlorbeeren bedacht. Bereits drei Tage nach Veröffentlichung der Ausschreibung im August 2008 war die Tour überbucht, ohne dass die Teilnehmer überhaupt wussten was genau auf sie zukommen würde. Diesmal hatten wir eine bunte Mischung aus Autofahren, Sightseeing und Geschichte zusammengestellt.

Ilona und ich waren bereits sonntags zuvor angereist, um noch einmal alles zu checken und einige Tourteilnehmer waren auf eigene Faust angereist. Der Rest der Truppe traf sich an der A3 am Rasthof Fernthal und unter der Leitung unseres neuen Präsidenten Ferdi Drews trat die Truppe im lockeren Verband die Anreise an. Der erste Tankstop wurde dann an der Raststätte Wertheim Lengfurth eingelegt. Für unser Clubmitglied Willi begann die Tour mit einer ausgesprochen guten Nachricht: Der Porsche hatte den Verbrauchsrekord des Lupo 3L eingestellt und es musste extrem wenig nachge-tankt werden. Auf der Weiterfahrt stellte sich das jedoch leider als Ente heraus und er musste die nächste Tankstelle anzusteuern um den Tank vollzukriegen. Ferdi Drews hatte die Instruktionen des Roadbooks – insbesondere die bevorzugten Stellplätze der mobilen Radarfallen - genau studiert und lotste die Truppe sicher durch die unsicheren Gefilde. Ein getrennt anreisendes Team hatte da weniger Glück und wird wohl einen Expresszuschlag überweisen müssen.

Dies tat der Feierlaune in Burghausen auf dem Stadtplatz jedoch keinen Abbruch und wir hatten reichlich Gesprächsstoff. Das tolle Wetter tat ein Übriges und so verging die Zeit bis zum Abendessen wie im Fluge. Ein paar Meter zu Fuß vom Stadtplatz in Burghausen und wir saßen auf der Terrasse des Weinhauses Pachler. Deftige österreichische Küche in vier Gängen, gepaart mit freundlichem und professionellem Service, dazu der herrliche Blick auf die Burghauser Burg im Licht der untergehenden Sonne. Wir waren uns einig: Burghausen und Hochburg Ach sind immer wieder eine Reise wert. Der Porsche Club Köln bedankt sich mit einem herzlichen „Pfüa Gott" !

Nach Speis und Trank ging es in die Federn und wir betteten unsere müden Häupter in die weichen Kissen des Hotels Burgblick.

Sonntag

Um 9:00 Uhr bewegte sich das Auto und wir saßen drin: Glatte 1.000 Meter bis zum Curaplatz in Burghausen! Burghausen hat die längste Burg Europas und wir hatten Herrn Geith als Tourguide enga-giert. Herr Geith ist nicht nur Inhaber eines ausgezeichneten Weinhandels in Burghausen, sondern auch Inhaber profunder Kenntnisse über Burghausen. Mit kurzweiligen Anekdoten über und um die Burg verging die Zeit wie im Fluge und der nächste Programmpunkt stand auf der Tagesordnung: Die Anreise nach Berchtesgaden mit einem Abstecher an den Chiemsee. Die Sonne brannte vom Himmel und auf der Fahrt waren alle Fenster oder Dächer weit geöffnet. Bayern präsentierte sich von seiner schönsten Seite. Herrliche Straßen mit wenig Verkehr zwischen Asten und Tyrlaching, idyllische Natur an der Alz zwischen Massing und Ischl. Einige hatten die Navigationsgeräte programmiert, doch unsere Route wich immer wieder von den Vorschlägen von Frau Becker ab.

Mittagessen im Hotel Wassermann am Chiemsee. Hier hatten wir uns eine kleine Mittagskarte zu-sammenstellen lassen, und lecker war´s! Bei Großvaters Festtagspfanderl und hausgemachter Bayrisch Creme flogen alle Diätpläne ratz-fatz über Bord. Auch wenn der Chiemsee zum verweilen einlud, scharrten die Zweibeiner und Vierrädler bald ungeduldig mit den Hufen und es ging über Stein an der Traun und Palling zum Tachinger See. Was in Teisendorf zu erahnen war, nahm in Anger konkrete Formen an: Es ging nun in die Alpen. Für die Anreise in die Ramsau hatte ich mir die Route über Hallthurm ausgesucht. Die zweispurige Strecke hinauf zum Paß war früher fester Bestandteil meiner Disco-Rennstrecke zwischen Filou und La Boum; hier kamen endlich auch die Lenkradartisten zum Zuge. Wo steht denn geschrieben, dass man erst am Kurvenausgang Gas geben darf? Hinter Hallthurm ging es deutlich gesitteter zu Werke. Touristentempo war angesagt, der Boxer im Heck nahm´s gelassen und die restliche Strecke zum Rehlegg konnte mit gucken und staunen verbracht werden.

Das Rehlegg! Zu Füßen von Watzmann und Hochkalter gelegen, war es unser Basislager für die kommenden Tage. Von wegen „Lager“. Schöne Zimmer, bayerische Freundlichkeit und angenehmes Ambiente hatten schon in der Vorbereitungsphase überzeugt. Beim Sektempfang im Innenhof konnten wir einen unserer Gastgeber -Johannes Lichtmannegger- beim Ausschank sehen. Wie beim PC Köln üblich, wurde noch bis tief in die Nacht gefeiert. Und Sören sorgte dafür, dass niemand auf dem Trockenen sitzen musste.

Montag

Wie eingangs geschildert, hatte die diesjährige Tour des PC Köln auch eine geschichtliche Komponente. Schließlich war der Obersalzberg bei Berchtesgaden im Dritten Reich der zweite Regierungssitz. Zwei Tage hatten wir diesem Thema gewidmet. Am Mittwoch stand eine ausgedehnte Besichtigung der historischen Stätten auf dem Programm und am Montag ein einführender Prolog. Der Mon-tag war eigentlich optional angesetzt, doch schon bei der Filmvorführung waren fast alle Teilnehmer versammelt. Wir zeigten eine Reportage des Bayerischen Rundfunks über den Obersalzberg und seine Funktion im Dritten Reich. Diese ausgezeichnete Reportage war eine angemessene Einführung in diese nicht ganz unproblematische Thematik. Die Stimmung war nach dem Film etwas gedrückt, doch das Feed-Back der Teilnehmer war eindeutig positiv: Geschichte bedeutet eben nicht immer Euphorie und das gilt ganz besonders für die jüngere deutsche Vergangenheit

Die Stimmung hellte sich jedoch angesichts der bevorstehenden Tour deutlich auf. Zunächst steuerten wir frontal auf den Hochkalter zu, um den malerisch gelegenen Hintersee zu bestaunen und das Öl vorzuwärmen. Richtig auf Betriebstemperatur gekommen, ging es dann ungestüm durch die Serpentinen hinauf in Richtung Loipl. Vorbei an der Schlafenden Hexe stürzten wir uns hinunter nach Bischofswiesen. Die ehemalige Reichssportschule des BDM wurde angesteuert. Die Gebäude sind noch erhalten und beherbergen nunmehr ein Altenheim.

Weiter ging es an der Gebirgsjägerkaserne und der Jugendherberge vorbei und dann auf direktem Weg zum Schloss Klessheim bei Salzburg. Wurde das Schloss damals für große Empfänge genutzt, beherbergt es heute das Casino Salzburg. Vor der beeindruckenden Kulisse schossen wir unser Gruppenfoto, um dann den „Reichsflughafen Berchtesgaden-Reichenhall“ anzu-steuern. Der Reichsflughafen bestand damals im Wesentlichen aus einem Flugfeld, dem Flugleitgebäude und den Hangars. Vom Flugfeld und den Hangars ist heute nichts mehr zu sehen, das Flugleitgebäude beherbergt heute ein Ausbildungszentrum der bayerischen Polizei. In einem Gebäude des Ausbildungszentrums hat Herr Rominger aus Reichenhall in liebevoller Detailarbeit eine kleine aber feine Ausstellung zusammengetragen. Ausführlich schilderte uns Herr Rominger die bewegte Vergangenheit des Flugplatzes. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches „Dankeschön“ für die tolle Führung.

Der knurrende Magen unseres Sportleiters Frank machte deutlich, dass die Mittagspause mehr als fällig war. Im Madlbauer am Thumsee wurden wir bereits erwartet und so gab es endlich was zu es-sen. Der offizielle Teil des heutigen Tages fand hier sein Ende. Gestern noch hatten wir uns unterhalten, wer denn hier zum Baden gehen würde. Als es dann so weit war hüpften nur Alex und ich in die kalten Fluten. Bei ca. 17° eine echte Erfrischung!

Der Rückweg verlief über einen der schönsten Streckenabschnitte dieser Tour. Ab Unterjettenberg schwingt sich die Deutsche Alpenstraße in großzügiger Streckenführung hinauf zum Schwarzbachwachtsattel und man weiß gar nicht was man machen soll: Schnell fahren und die herrliche Strecke genießen oder langsam fahren, um die Landschaft zu bestaunen. Die Lösung: Schnell einen der schön gelegenen Aussichtspunkte ansteuern und dort alles in Ruhe betrachten. Treffpunkt war dann wieder mal der Innenhof des Hotels Rehlegg, wo wir das Feierabendbier genossen. Sören hatte alles fest im Griff und so musste niemand darben.

Dienstag

Die heutige Große Tour stand wettertechnisch unter keinem guten Stern. Heftige Regenfälle waren angekündigt und zunächst konnte man das gar nicht glauben. Der Blick aus dem Fenster zeigte einen strahlend schönen Morgen und auch bei der Abfahrt herrliches Wetter. Leider verschlechterte sich das Wetter zusehends. Da waren wir auch gar nicht unglücklich über die frühe Pause. Auch wenn das Seehaus für einen Kaffeestop eigentlich zu früh kam, musste ich es in das Roadbook einbauen. Wer Sterneküche und Schickimicki sucht, fährt hier besser weiter. Für die anderen gibt´s deftig herzliche Atmosphäre in rustikalem Ambiente und mehr als anständige Preise. Bayern authentisch! Ein „vergelt´s Gott“ vom Porscheclub Köln.

Nach der Kaffeepause hatte es dann auch aufgehört zu „regnen“. Nein - es regnete nicht mehr, nun schüttete es aus Kübeln! Aber was soll´s? Schließlich sind unsere Autos nicht aus Zucker. Alle? Nein, nicht alle. Ein 944er bekam heftig Schluckauf und versagte dann den Dienst. Da half dann nur noch der Abschleppdienst und für Peter und Christa war der Tag gelaufen. Gott sei Dank konnte der Boschdienst in Traunstein das Problem mit der Lichtmaschine noch am gleichen Tag beheben.

Wir hingegen fuhren weiter in Richtung Chiemsee, wo sich das Wetter langsam besserte. Die Tour führte zwangsläufig durch dicht besiedeltes Gebiet mit viel Verkehr und so wurden die landschaftlich schönen Streckenabschnitte besonders genossen: Die verschlungenen Wege bei Spöck am Bärensee, die knackigen Kurven hinter Speckbach und der weite Blick ins Inntal hinter Samerberg. Über die Autobahn ging es dann hinunter bis Kufstein, wo wir am Thiersee vorbei wieder nach Bayern einreis-ten. Das Sudelfeld stand auf dem Programm. Ein Muss auf einer Bayerntour. Die Straße hinauf zum Sudelfeldpaß trotz Nebel ein Genuss, auch wenn so mancher hinter einem Reisebus festhing.

Den Mittagsstop verbrachten wir im „Feurigen Tatzlwurm“, einem Gasthof in der Nähe der gleich lau-tenden Wasserfälle. Der schöne Gasthof ist nicht nur wegen der tollen Streckenführung einen Abste-cher wert. Die ausgezeichnete Küche bietet Leckeres in gemütlichem Ambiente. Einen Überra-schungs-besuch stattete uns hier der Präsident des Münchner Porsche Clubs ab. Nach der obligato-rischen Visite der spektakulären Wasserfälle fuhren wir hinunter nach Niederndorf in Österreich. Hier hatte ich mir winzige Sträßchen ausgesucht, die zum Praschbergpass führten. Das Wetter war leider recht unbeständig. Nach der Abfahrt vom Tatzlwurm hatten wir Aussicht auf Besserung, doch am Praschbergpaß nieselte es wieder. Also nix wie weg, hinunter nach Niederndorf und am Inn entlang in Richtung Deutschland. Ein Blick in den Rückspiegel: Alle waren da und fuhren dem Leithammel hin-terher. Das mit dem Roadbook hätte man sich da eigentlich sparen können. Klar war das spätestens dann, als mich mein Navi in Rohrdorf fehlleitete und ich mitten auf dem Betriebsgelände eines Säge-werks landete. Und natürlich mit dem ganzen Tross im Schlepptau! Die Arbeiter dort bogen sich vor Lachen, als sich das Gelände mit immer mehr Porsche verstopfte bis es dann nicht mehr vor oder zurück ging. Es dauerte eine Weile bis sich unser Knäuel entwirrte und wir wieder auf die Hauptstrecke kamen. Dabei hatte sich der Pulk völlig aufgelöst und erst im Örtchen Farnach waren wir wieder komplett. Das Wetter hier: Endlich Sonnenschein.

Wir beschlossen, uns in drei kleine Gruppen aufzuteilen und die Etappe bis zum Wassermann am Chiemsee mit unterschiedlichem Elan anzugehen. Die Stimmung hellte sich mit jedem Kilometer wei-ter auf. Tolle Streckenführung, wenig Verkehr, wunderschöne Landschaft und herrliches Wetter. Jeder Kilometer ein Genuss. Letzte Herausforderung vor Seebruck war eine tückische Kurvenkombina-tion. Im Roadbook wurde darauf hingewiesen, dass hier die Lenkradartisten zum Zug kommen würden. Wie mir nachher berichtet wurde, hat der ein oder andere die Strecke etwas zu enthusiastisch in Angriff genommen, so dass zuerst das Talent und dann die Straße auszugehen drohte. Völlig unver-ständlich wie das bei den dort vorgeschriebenen 40 Km/H passieren konnte ?. Im Wassermann trafen sich dann die drei Gruppen wieder und tauschten sich bezüglich der vorhin zu nehmenden Ideallinie aus.

Von hier aus lösten wir uns in Kleinstgrüppchen auf: Jeder steuerte das Rehlegg mit dem dort bereits wartenden Gerstenkaltgetränk individuell an. Nach dem Abendessen zog es uns in die Bar und bei prasselndem Kaminfeuer wurden die Erlebnisse des Tages ausführlich diskutiert.

Mittwoch

Heute stand wieder Geschichtliches auf dem Programm. Die Sonne lachte vom Weiß-Blauen Himmel, als wäre der gestrige Tag gar nicht gewesen. Die Fahrzeuge hatten heute nur einen kurzen Auftritt: Es ging lediglich bis zum Bahnhof in Berchtesgaden, wo die Fremdenführung begann.

Ich hatte mich in Berchtesgaden erkundigt, ob es Fremdenführungen zu den historischen Stätten gab. Da Berchtesgaden (insbesondere das kleine Teehaus) sich lange Zeit über unerfreulich regen Zulauf aus dem „brauen Sumpf erfreute“ und heute viele der alten Gebäude, sofern sie nicht abgerissen wurden, sich in öffentlicher oder privater Hand befinden, werden solche Führungen nicht angeboten. Deshalb habe ich den Job des Fremdenführers für diesen Tag selbst übernommen.

Startpunkt der Führung war der Bahnhof in Berchtesgaden, der in der 30er Jahren repräsentativ ausgebaut worden war, um die Tausenden von Besuchern bewältigen zu können, die im Sommer hier ankamen um den „Führer“ zu sehen. Hier bestiegen wir unseren Bus in Richtung Stangass, denn dort begann die eigentliche Führung mit der ehemaligen Reichskanzlei. Nachdem sich Hitler oft monate-lang auf dem Obersalzberg aufhielt, wurde dort eine Zweigstelle der Reichskanzlei installiert. Die ehemalige Kanzlei, sowie die Wohnhäuser der Generäle Jodl und Keitl sind vollkommen erhalten, ebenso die zahlreichen Gebäude für die Mitarbeiter der Kanzlei. Von hier aus gingen wir zu Fuß zum damaligen Krankenhaus, welches nach dem Krieg Kurklinik wurde und nun verlassen vor sich hin dämmert. Unsere Wanderung führte uns wieder zurück nach Berchtesgaden. Hinter der Kurklinik gab´s einen einmaligen Blick auf den Watzmann. Das Wetter hätten wir gestern haben sollen! Der nächste Wegpunkt war das ehemalige Luxushotel „Berchtesgadener Hof“. „Staunend“ konnten wir nur noch die Fundamente betrachten. Zwischen dem Planungsbeginn der Tour und unserer Ankunft hatte die Stadt Berchtesgaden mit der Beseitigung des Hotels begonnen. So konnte nur noch anhand von Photos geschichtliches erläutert werden. Die letzten Meter führten uns wieder hinab zum Bahnhof, wo wir endlich wieder Auto fahren durften. Viel Strecke war nicht zu bewältigen, doch dafür war der Weg besonders schön. Es ging hinauf zum Obersalzberg mit teilweise heftigen Steigungen und Serpentinen. Unser Ziel war der große Parkplatz auf dem Gelände des ehemaligen Platterhofs. Der Platterhof ging 1937 aus der Pension Moritz hervor und wurde im Rahmen der Umbauten des Obersalzberges in die Gesamtkonzeption des „Führersperrgebietes“ integriert. Der Platterhof diente der NSDAP als Hotel. Nach dem Krieg nutzte die US Army das Hotel als Erholungsheim. Im Jahre 2000 begannen die Abrissarbeiten des gesamten Gebäudekomplexes. Erhalten ist lediglich ein kleiner Festsaal.

Von den ehemals weitläufigen Anlagen des Führersperrgebietes ist heute nichts mehr übrig. Nach dem Bombenangriff 1944 wurden die zum Teil schwer beschädigten Gebäude abgerissen. Auffälligs-ter Punkt des heutigen Geländes ist das Luxushotel Inter Continental. Das war dann auch unser nächster Anlaufpunkt. Hier hatten wir einen Mittagsimbiss geplant. Ziemlich ausgehungert fielen wir über die kleinen Köstlichkeiten her, so dass die Küche mit dem Nachschub dann doch in arge Bedrängnis geriet.

Auf der Sonnenterrasse genossen wir den Blick auf den Kehlstein und das Kehlsteinhaus, welche als nächste auf dem Programm standen. Hier nutzten wir den perfekt organisierten Busverkehr des RVO. An dieser Stellte mischten wir uns unter die zahlreichen anderen Touristen, die in Scharen den Kehl-stein fluten.

Das Kehlsteinhaus hatte die Partei Hitler zu seinem 50sten Geburtstag samt eigener Straße geschenkt. Die Bauarbeiten wurden in kürzester Zeit unter schwierigsten Bedingungen ausgeführt und waren eine ingenieursmässige Meisterleistung. Geld spielte hier keine Rolle. Von dem Parkplatz un-terhalb des Kehlsteinhauses führt ein 126 Meter langer Schacht zu einem Aufzug, mit dem man die letzten 131 Meter nach oben zurücklegt. Der Aufzug ist noch im Originalzustand. Wesentlicher Zweck des Gebäudes war es, ausländische Staatsgäste zu beeindrucken. Diese Wirkung verfehlt es auch heute nicht. Wir waren von dem eindrucksvollen Panorama bei strahlendem Sonnenschein be-eindruckt und genossen den Nachmittag. Mit dieser Location war die heutige Tour offiziell beendet und es stand lediglich die Heimreise ins Rehlegg an.

Zu guter Letzt bestand die Möglichkeit, das ehemalige Teehaus auf dem Mooslahnerkopf zu besichtigen. Das wäre konditionell jedoch etwas anspruchsvoller gewesen. Ich hatte daher direkt den Park-platz angesteuert als Gerhard mich fragte, ob wir diesen letzten Programmpunkt noch wahrnehmen könnten. Ich sagte gerne zu und so marschierten wir zu zweit hinunter zum Teehaus. Das kleine Teehaus hatte den Bombenangriff von 1944 unbeschadet überstanden, wurde jedoch von den Amerikanern nach dem Krieg gesprengt. Die Trümmer wurden dann zum gleichen Zeitpunkt wie der Berchtesgadener Hof –also über 60 Jahre nach Kriegsende- beseitigt. Übrig ist nur noch die kleine Aussichtsplattform.

Die Wanderung wird mir wegen des interessanten Gesprächs in guter Erinnerung bleiben. Bei strah-lendem Sonnenschein marschierten wir zurück zum Parkplatz und dann gings per Porsche hinunter nach Berchtesgaden und weiter in die Ramsau zum Rehlegg, wo uns das italienische Spezialitäten-buffet erwartete. Darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut. Wir wurden nicht enttäuscht. Thomas Lichtmannegger hatte mit seiner Küche italienische Köstlichkeiten zusammengestellt und das Buffet auf der Sonnenterrasse aufgebaut. Natürlich ließen er und Johannes Lichtmanneger es sich nicht nehmen, die Teller der Gäste selbst zu beladen.

Donnertag

Heute war Freizeit. Das Wetter bescherte uns den heißesten Tag der Woche. Die Tourteilnehmer genossen diesen Tag dann auch in vollen Zügen; die einen waren beim Golfen, die anderen beim wan-dern, wieder andere waren in Salzburg. Einer soll sich sogar ein Mountain Bike ausgeliehen haben und noch mal zum Kehlsteinhaus hinaufgeradelt sein; völlig bekloppt.

Freitag

Der letzte Tag unsere Tour und der Wettergott hatte kein Einsehen. Fiel die Große Tour am Dienstag –zumindest vormittags- ins Wasser, ereilte uns das gleiche Schicksal auch am heutigen Tag mit der Kleinen Tour. Schon auf dem Weg zum Königssee fing es an zu tröpfeln und so kam uns der Werftbesuch als erster Anlaufpunkt sehr gelegen. Wir besuchten die Werften, die die Boote für den Schiffsverkehr auf dem Königssee herstellten und warteten. Zunächst ging es zur Ladestation, schließlich fahren auf dem Königssee alle Schiffe elektrisch. Wir waren wirklich beeindruckt. Die Werft beherbergt eine Reihe von hoch spezialisierten Handwerksbetrieben, die noch nach alten Traditionen die hohe Kunst des traditionellen Schiffbaues betreiben. So was ist heutzutage selten. Wir hatten danach auch gleich Gelegenheit, uns von den handwerklichen Fähigkeiten auf unserer Überfahrt nach Sankt Barthlomä zu überzeugen. Das mit dem Schiff klappte auch tadellos, doch wie bereits erwähnt: Bei Nieselregen und dichten Wolken macht das alles nicht wirklich Spaß. Auf Sankt Bartolomä beschränkte sich der kulturelle Teil dann auch ausschließlich auf die Wirtschaft.

Besser wurde es dann auch nicht bei der anschließenden Ausfahrt. Die Kurvenhatz auf der Scharitzkehlstrasse hatten wir uns dann auch geschenkt. Die Straße war patschnaß, wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns und unser Picknickplatz lag direkt vor uns. Für unser Picknick hatten wir uns ein herrliches Plätzchen gleich neben dem Alpengasthof Hochlenzer ausgeguckt. Nicht dass der Alpengasthof nichts Vernünftiges zu Essen hatte (ganz im Gegenteil, dort isst man sehr gut und preiswert), aber Picknick ist bei unseren Touren Tradition. Der Regen hatte dann auch eine kurze Pause eingelegt und so wurde der Kofferraum von Pete´s 944 kurzerhand zum Buffet umfunktioniert.

Während wir futterten, konnten wir von oben auf die tiefhängenden Wolken herabsehen. Die Wolken-formationen stellten dann auch ein beeindruckendes Schauspiel dar.

Die Wolkenfetzen begleiteten uns auch im Anschluss bei unserer Fahrt über die Roßfeld-Höhenringstraße und im weiteren Verlauf nach Hallein. Auch in Österreich waren die Straßen nass und rutschig. So gestaltete sich die Fahrt hinauf nach Krispl deutlich langsamer, doch dafür mit leicht ausbrechendem Heck beim Herausbeschleunigen aus den Kurven.

Wegen des mäßigen Wetters ließen wir auch den Besuch im Lustschloß Hellbrunn ausfallen und be-gaben uns direkt ins Rehlegg. Zum Trost hatten die Lichtmanneggers (wie jeden Freitag) zum bayeri-schen Spezialitätenbuffet geladen. Ein wahrhaft würdiger Abschluss unserer Bayerntour. Selbstverständlich beendeten wir den Abend in der Bar am Kamin und diskutierten die Tour in hochprozentiger Form.

Leicht fiel uns der Abschied am folgenden Tag dann auch nicht. Kaum zu glauben, aber unsere Tourwoche war schon vorbei.

Servus Bayern, wir kommen bestimmt wieder.

Hartmut Dägling


13.06.2009