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(Foto oben : Burg Ockenfels, Rheinblick)

Für alle Mitglieder der Porsche Clubs Köln und Aachen, denen eine Orientierungsrallye mit Roadbook, Bilder suchen und Führerscheinfragebögen zu anstrengend war, wurde das Rallye Revival angesetzt:

Eine in den Grundzügen zur Orientierungsrallye unveränderte Streckenführung mitten durch das Siebengebirge und den Westerwald jedoch in Form einer geführten Tour. Um gleich klare Verhältnisse zu schaffen, wurden von vorneherein zwei Gruppen festgelegt: Die Geniesser-Truppe und die Sporttruppe. Während Cabriofahrer die Sonnenstrahlen bei der Geniessertruppe in sich aufsaugen konnten, sollte in der Sportgruppe die GT3- und Turbofraktion auf ihre Kosten kommen. Die minutiös ausgearbeitete Tour sah vor, dass die Sporttruppe trotz eines um ca. 20 Kilometer verlängerten Streckenverlaufes zehn Minuten vor der Geniessertruppe auf Schloss Sayn eintreffen sollte. Soweit die Theorie. Schlussendlich kamen die Geniesser noch vor den Sportlern an. Aber der Reihe nach.

Traditionell erfolgen die Ausfahrten des Porsche Club´s Köln (wie unsere Kollegen vom Aachener Club neidvoll feststellen müssen) stets bei strahlendem Sonnenschein. Auch diese Tour machte da keine Ausnahme. Die sechs Fahrzeuge starke Sporttruppe verließ pünktlich um 13:45 Uhr den Bonner Verteilerkreis in Richtung Petersberg. Die Geniessertruppe startete ebenfalls mit sechs Fahrzeugen zwei Minuten später. Schnell mussten wir feststellen, dass ganz Nordrhein-Westfalen ebenfalls eine Ausfahrt machte. Und alle hatten sich die gleiche Route wie wir ausgesucht: Die L331, am Gästehaus der Bundesregierung vorbei. Benzinpreise von 1,47 Euro für den Liter Super Plus konnten offensichtlich niemanden schrecken. Somit musste auch die Sporttruppe mit gebremstem Schaum ans Werk gehen. Erst auf dem Weg von Kalenborn nach Linz am Rhein fanden wir das ersehnte freie Stück Asphalt vor. Der Drehzahlmesser erwachte verschreckt aus seiner Lethargie und informierte Wimpernschläge später über Drehzahlen, die der Boxer im Heck bereits lautstark angekündigt hatte. Während die Gänge durch die Schaltkulisse flutschten, rauschte die Landschaft immer schneller an einem vorbei. Kurve um Kurve wurde so durcheilt während die Endorphinproduktion auf Hochtouren lief. Zwei Blicke genügten jedoch um festzustellen, dass damit wohl gleich Schluss sein würde.

Der erste Blick galt dem gähnend leeren Rückspiegel der unmissverständlich klar machte, dass meine Gruppe nicht mehr da war; der zweite Blick galt der vorwurfsvoll nach oben gezogenen linken Augenbraue meiner Frau auf dem Beifahrersitz, die ebenso unmissverständlich klar machte, dass die Haftungsgrenze hinsichtlich des Spassfaktors bei ihr bereits überschritten war. Beides führte zu einer schlagartigen Verringerung des Tempos. Nachdem die Sportgruppe wieder zusammen war, ging es in gemässigtem Tempo zu unserem ersten Etappenziel „Burg Ockenfels“, wo wir uns mit Kaffee und Kuchen für die zweite Etappe stärken wollten. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen genossen wir die herrliche Aussicht auf den Rhein.

Nachdem aus der geplanten halben Stunde Pause eine ganze Stunde geworden war, brachen wir zur zweiten Etappe auf. Bis Niederbreitbach verlief die Streckenführung für beide Gruppen identisch, dann ging es für die Sportgruppe weiter nach Datzeroth, die Geniesser bogen ab nach Kurtscheid. In Melsbach trafen sich die Routen wieder und über Anhausen und Thalhausen ging es in Richtung Isenburg und Stromberg. Dort teilten sich die Routen wieder. Während die Geniesser den direkten Weg nach Bendorf-Sayn einschlugen, nahm die Sportgruppe einen Umweg, um einen der schönsten Streckenabschnitte der Orientierungsrallye mitnehmen zu können: Die L304 zwischen Breitenau und Isenburg. Zwar hinkten wir bereits jetzt hinter dem Zeitplan hinterher, aber das hohe Verkehrsaufkommen liess keine schnellere Gangart zu. Auch der letzte Streckenabschnitt machte da keine Ausnahme. So wurde auch das letzte Stück gemütlich zurückgelegt, so dass uns die Geniessertruppe in Bendorf-Sayn frotzelnd in Empfang nahm. So war sich Peter Schneider -Scout der Geniessertruppe- ganz sicher, die Sporttruppe irgendwo auf dem zweispurig ausgebauten Teilabschnitt zwischen Oberbieber und Anhausen überholt zu haben. Ansonsten könnte er unser verspätetes Eintreffen nur mit einer weiteren Kaffeepause erklären.

Während unseres Fussmarsches vom Schloss Sayn zur Falknerei auf Burg Sayn, diskutierten die Gruppen eifrig, welche nun welche überholt hatte. Meines Wissens nach konnte dieses Thema jedoch nicht abschliessend geklärt werden. In Anbetracht der uns nun erwartenden Flugvorführung der Falknerei Sayn, trat diese Diskussion jedoch völlig in den Hintergrund. Totenstill folgte man den Ausführungen des Falkners über Historie der Falknerei, die beeindruckenden Fähigkeiten der Tiere sowie die unterschiedlichen Jagdtechniken. Den ersten Höhepunkt der Flugvorführung bildete ein Falke, der einen Angriff im Tiefstflug absolvierte. Der Anflug erfolgte von hinten, jede Deckung ausnutzend mitten durch das Publikum. Mit hohem Tempo schoss der Falke im Zentimeterabstand durch das Publikum auf seine Beute. Und der Begriff Zentimeter war in diesem Fall keine hohle Phrase. Ich saß direkt in der Einflugschneise und war mir ganz sicher, dass der Falke mich am Ohr streifte, doch der Falkner erklärte, dass das nur der Luftzug sei.

(mit freundlicher Genehmigung der Falknerei auf Burg Sayn)

Ebenso eindrucksvoll war die Vorführung der Eule, deren Angriff weniger durch Geschwindigkeit sondern durch die absolute Lautlosigkeit beeindruckte. Danach waren wieder die Falken an der Reihe, die sich mit enormer Geschwindigkeit auf verschiedene Ziele stürzten. Zum Schluss war König Adler an der Reihe, der aufgrund mangelnder Thermik jedoch nur einen kleinen Ausschnitt seiner Fähigkeiten zeigen konnte. Die gesamte Flugvorführung war jedoch ein voller Erfolg und die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Dass aus der geplanten Stunde, eineinhalb Stunden wurden, bemerkten wir erst am Ende der Veranstaltung, als sich unsere Mägen knurrend zu Wort meldeten. Zum Glück waren es von der Burg Sayn zum Schloss Sayn nur ein paar Minuten zu Fuß. Im Schlossrestaurant Sayn erwartete uns Restaurant- und Küchenchef Uwe Witzke mit drei verschiedenen köstlichen Vier-Gänge-Menus. Selber begeisterter Porschefahrer hatten wir ihm auf unserer Orientierungsrallye eine Porscheflagge zum Abschied hinterlassen, die seitdem am Fahnenmast alle ankommenden Gäste begrüsst. Ende der Veranstaltung war 22:00 Uhr und vor uns lag noch ein schönes Stück entlang am Rhein.

Hartmut Dägling


04.09.2005