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(Foto oben :Gruppenfoto im Besucherzentrum)

Nach der Domwanderung im Frühjahr organisierte der Porsche Club Köln eine weitere Besichtigung einer Institution, die jeder kennt, aber nur die Wenigsten von innen.

Nach einem Informationsfilm, der den öffentlichen Auftrag des WDR, die Bedeutung des Senders für die ARD und die zahlreichen Programmangebote aufzeigte, übernahm Herr Nowak, Mitarbeiter des WDR, eine interessante Führung.

Im Studio C wurde die Technik der Fernsehkameras erklärt. Das Weitwinkelobjektiv führt zu einer verzerrten Darstellung der räumlichen Tiefe und der tatsächlichen Breite. "Kameras machen dick" klagen die Moderatoren. Die Kulissen von zum Beispiel des Morgenmagazins sind wesentlich kleiner, als sie im Fernsehen erscheinen. Die perspektivische Verzerrung bewirkt beim vom ZDF produzierten Sportstudio, daß der Abstand der Schützen zur Torwand nur etwa halb so groß ist, wie es der Bildschirm wiedergibt.

Von den 250.000 Euro teuren Kameras wird nur eine sehr träge Darstellung der Wirklichkeit aufgezeigt und wegen der geringen Auflösung des Fernsehbildes nicht alle Details. Dadurch sind die Beschädigungen am Boden sowie den Kulissen, die bei bis zu drei Sendung pro Tag und Studio umgebaut werden, nicht zu sehen. Die bevorstehende Einführung des hochauflösenden HDTV-Standard dürfte das ändern.

Die optimale Programmaufzeichnung erfordert eine ebenso optimale Ausleuchtung, für die mehrere Dutzend Scheinwerfer (ab 1000 Watt) sorgen. Die Muster und Zeichen auf dem Studioboden sind nicht etwa gestalterische Elemente der Shows sondern Markierungen für die richtige Positionierung der Protagonisten. Wenn Jürgen von der Lippe seinen Kandidaten an sich zieht, muß es sich nicht um eine liebevolle Geste sondern kann es sich um die richtige Platzierung handeln.

(das Studio C mit ARD Morgenmagazin-Kulisse - oben rechts ist ein Teil Scheinwerfern zu sehen)

Die Hitze der Scheinwerfer entwickelt Temperaturen von mehr als 40 Grad. Die dick aufgetragene Schminke sorgt zum einen für unsichtbare Schweißperlen, bewirkt aber auch durch bewußt unnatür- liche Betonung, daß die Kamera die Farben verfälscht, wodurch es am Bildschirm wieder normal aussieht.

Die ohne Fuß 60 kg schweren Kameras rastern das Bild in das RGB-Format (Rot-Grün-Blau). Es entstehen drei einfarbige Bilder, mit denen spezielle Effekte erzeugt werden können. Steht der Wettermann (die Wetterfrau) nicht vor einem TFT- oder Plasma-Bildschirm sondern vor einer Wetterwand und macht statt punktueller Hinweise lediglich kreisende Bewegungen, ist das Bluescreen-Verfahren im Einsatz, eine einfache blaue Fläche die aufgenommen und später durch die Wetterkarte ersetzt wird.

Im Studio A, welches 15 m unter der Erde liegt, weil Gebäude- hochbauten seinerzeit nicht genehmigt wurden, wird aktuell die Sportschau am Samstag produziert. Es erschien uns ebenfall viel kleiner, als beim Fernsehen. Früher fanden hier Produktionen wie Raumschiff Orion, Mondlandungsberichterstattung, Klimbim und Schmidteinander statt.

Das WDR-Gelände in Bocklemünd ist vor Jahren eingerichtet wor- den, weil dort Sendungen wie Lindenstraße produziert werden. Die Kulissen werden nicht mehr hin- und hertransportiert, was bei Sendungen wie "Geld oder Liebe" den unglaublichen Aufwand von 60 - 80 Lkw-Ladungen erforderte.

Das erste WDR-Gebäude, das Funkhaus am Wallraffplatz, entstand auf den Trümmern des Hotels Monopol. Die Reste der alten Bausubstanz wurden in das Haus integriert. Das "neue" Haus steht unter Denkmalschutz. Deshalb mußte der nicht ganz ungefährliche Paternoster erhalten bleiben.

In dem 1950/51 entstandenen große Rundfunksaal, auch als Studio 1 bezeichnet, mit der interessanten Holzvertäfelung kann die große Klaas-Orgel mit ihren 4747 Pfeifen ihren Klang leider gar nicht entfalten. Das WDR-Orchester probt hier sowie die BigBand, die im Saal auch Konzerte gibt. Nach dem Krieg war der Saal die erste Spielstätte. Um die Akustik zu verfeinern, wurden auch die Unterseiten der Sessel gepolstert.

Unserem Club-Mitglied und WDR-Mitarbeiter Wilfried Kochner danken wir für die Organisation dieser lehrreichen Führung und besonderer Dank auch Herrn Nowak, der keine Frage unbeantwortet ließ. Einige Geheimnisse hätte er uns besser verschwiegen. Der Superheld Superman kann nämlch gar nicht wirklich fliegen *zwinker* Im Studio an Seilen eingehängt, "fliegt" er vor blauer Studiowand. In Post-Produktion erfolgt das Einkopieren der Hausschluchten.

Nach soviel Informationen blieb uns nur noch das Danach. Wohin führt der Weg wohl in Köln ? Natürlich ins Brauhaus, zu lecker Kölsch und "Himmel un Ääd".

Michael Jarke


18.09.2005